Wie hat sich Jüdisches Leben (auch) in Köln nach dem Angriff auf Israel vor sechs Wochen verändert? Aktuell rückt die Situation in Israel und die der hier lebenden Jüdinnen und Juden in den Fokus der Betrachtung. Um jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer zu machen und sich dem erstarkenden Antisemitismus entgegenzusetzen, schließen sich drei Kölner Organisationen, die sich teilweise schon seit Jahren dem jüdischen Thema widmen, jetzt zum „FORUM 321“ zusammen:
- Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.
- MiQua-Freunde. Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V.
- Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. mit dem jüdischen Musikfestival Shalom-Musik.Koeln
Neues Kulturformat
Das Forum möchte jährlich mit einem kulturellen Format an das überlieferte historische „Kölner“ Datum vom 11. Dezember 321 erinnern: Seit über 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Anlass war die erste historisch belegte Erwähnung einer jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen: Im Jahr 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Gesetz, das auf Anfrage der Stadt Köln jüdische Bürger für den damaligen Stadtrat verpflichtete.
2021 wurde dieses historische Datum in einem großen Festjahr mit mehr als 2400 Veranstaltungen in ganz Deutschland und auch in Köln gefeiert. Was erinnert heute noch an jüdisches Leben mitten in Deutschland?
Auftakt-Veranstaltung im Wallraf-Richartz-Museum mit freiem Eintritt
Diese und viele weitere Fragen werden bei der Auftakt-Veranstaltung des Forum 321 thematisiert. Das neue kulturelle Gesprächsformat findet statt
am Montag, 11.12.2023 um 18:30 Uhr
im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums.
Der Eintritt ist frei.
Anmeldung wird erbeten unter kontakt@koelnische-gesellschaft.de.
Hochkarätig besetztes Podium
In einem hochkarätig besetzten Podium zum Thema „Der Angriff auf Israel – Auswirkungen auf Gesellschaft und Kulturinstitutionen“ werden Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des jüdischen Museum Frankfurt a.M., Dr. Thomas Otten, Direktor MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und Tal Botvinik, Kölner Musiker aus Israel sprechen. Durch das Programm führt der Journalist Dr. Michael Köhler.
Umrahmt wird das Programm von dem COLOGNE GUITAR QUARTETT mit Werken von Henrique Almeida, Feliu Gasull und Baden Powell. Das international besetzte Ensemble um Tal Botvinik (Israel), Tobias Juchem (Deutschland), Henrique Almeida (Portugal) und Ptolemaios Armaos (Griechenland) wurde bei verschiedenen Wettbewerben wie dem „Karlsruher Wettbewerb für die Interpretation zeitgenössischer Musik“ oder dem „Wuppertaler Kammermusikwettbewerb“ ausgezeichnet.
Statements
Dr. Thomas Otten, Direktor MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln:
Im FORUM 321 haben sich drei bürgerschaftlich getragene Vereine zusammengefunden, um eine breite, öffentlichkeitswirksame Diskussion zu jüdischem Leben in Köln und darüber hinaus zu führen. Grundlage ist die reiche jüdische Geschichte Kölns, angefangen beim frühesten Beleg jüdischen Lebens im heutigen Deutschland durch das römische Gesetz vom 11. Dezember 321, über mehr als 1700 Jahre bis heute. Als Gedächtnisort der Geschichte, durch das Angebot von narrativen Kontexten und den Bezug zu persönlichen Lebenswelten wird MiQua zukünftig als Museum deren gesellschaftspolitische Relevanz aufzeigen. Das FORUM 321 füllt nun eine Lücke in Köln und es wird dies zukünftig jedes Jahr am 11. Dezember tun.
Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorstandsvorsitzender Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit:
„Unser neues Forum, das fortan jährlich am 11. Dezember stattfinden wird, soll dazu beitragen, dass jüdische Kultur, Geschichte und Religion durch eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung erfahrbarer gemacht werden. Für die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit stellte das Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland rückblickend einen Auftakt dar – für eine lebendige Auseinandersetzung mit jüdischem Leben in seiner ganzen Vielfalt. Es bedarf dringend neuer Perspektiven auf das Jüdischsein im Hier und Jetzt. Ziel muss es sein und bleiben, dass jüdisches Leben als selbstverständlicher Teil unserer vielfältigen deutschen und europäischen Gesellschaft verstanden und gelebt wird.“
Horst Grosspeter, 2. Vorstandsvorsitzender MiQua-Freunde. Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V.:
Über Dom und Karneval haben viele Kölner Teile ihrer Geschichte vergessen. Die römische Zeit ist präsent, auch das Mittelalter mit vielen Kirchen aber sonst…? Der wichtige Anteil der Kölner Jüdinnen und Juden ist vergessen: Im Jahr 321 n.Chr. von Kaiser Konstantin in einem Edikt erwähnt, im Jahre 1424 aus Köln vertrieben und ab 1798 Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Ebenso ihr Anteil am kulturellen Aufblühen der Stadt nach der Franzosenzeit und auch ihr Alltag mit Sorgen um das tägliche Brot und das Wohlergehen ihrer Kinder – wie bei den meisten Kölnern. MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V. wird – wenn es denn fertig sein wird – diesen Teil unserer Geschichte wieder anschaulich machen. Wir als Fördergesellschaft wollen das Museum darin unterstützen, nicht nur ein Ort der Erinnerung zu sein, sondern ein Zentrum für eine lebendige jüdisch mitgeprägte Gegenwart und Zukunft. Das FORUM 321 ist für uns MiQua-Freunde der ideale Treffpunkt, um dies vorzubereiten und mitzugestalten. Gerade in diesen Zeiten!
Claudia Hessel, Vorstandsvorsitzende Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V./Shalom-Musik.Koeln:
„Antisemitismus darf niemals einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Darum beteiligen wir vom Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. uns am neuen Forum321. Ihm kommt in Köln eine wichtige Rolle zu: Mit jeder einzelnen Veranstaltung zu jüdischem Leben und jüdischer Kultur zeigen wir ein Stück Verantwortung für unsere Geschichte, aber auch ganz besonders unsere Empathie für die Jüdinnen und Juden, die heute mit uns zusammenleben. Das von unserem Kulturverein initiierte Musikfestival Shalom-Musik.Koeln trägt dazu bei. Seit 2021 folgen wir den Spuren jüdischer Musik und lassen jüdische Klänge hörbar werden. Eine neue Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln wird ab dem 15.August 2024 in Köln und dem Rhein-Erftkreis stattfinden.“ Claudia Hessel, Vorstandsvorsitzende Kölner Forum für Kultur im Dialog. e.V.
Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland:
„Wir als jüdische Gemeinschaft treten gemeinsam mit zahlreichen Einzelpersonen und Organisationen gegen Antisemitismus an und wollen jüdisches Leben – ob in der Religion, im Museum oder in der Musik – präsentieren. Es ist uns wichtig, und dies galt auch schon vor dem 7. Oktober, zusammen mit allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern das jüdische Alltagsleben in die Stadtgesellschaft hinein zu bewerben.“
FORUM 321
Das römische Dekret von 321 und sein Erlass am 11. Dezember 321 sind der Anlass für das neue FORUM 321 in Köln. Der Zusammenschluss der MiQua-Freunde e.V. Fördergesellschaft des LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. und des Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V./Shalom-Musik.Koeln will jährlich mit einem kulturellen Format an das überlieferte historische „Kölner“ Datum vom 11. Dezember 321 erinnern, das sich aktuellen Themen der Jüdischen Geschichte, Kultur und Jüdischem Leben widmen soll. Das Forum 321 richtet sich an die breite Öffentlichkeit mit Themen aus dem kulturgeschichtlichen Kontext und der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation.
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. leistet seit 65 Jahren einen wesentlichen Beitrag für das geistige, kulturelle und soziale Klima der Stadt. In Kooperation mit anderen Organisationen, Vereinen und Initiativen setzt sie sich im Rahmen mehrerer Projekte gegen Rassismus und Antisemitismus sowie für interreligiöse Verständigung ein. Sie engagiert sich für eine demokratische Gesellschaft, in der Minderheiten keine rassistische oder antisemitische Ausgrenzung oder Gewalt mehr erleben müssen.
https://www.koelnische-gesellschaft.de
Die MiQua-Freunde e.V. – im Jahre 1996 als Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in Nordrhein-Westfalen gegründet – sind heute die offizielle Fördergesellschaft des MiQua. Bestens vernetzt in der Kölner Stadtgesellschaft arbeiten sie eng mit dem MiQua-Team zusammen und tragen so das Leitbild des Museums in die breite Öffentlichkeit. Auch in den öffentlichen, teilweise kontroversen Debatten der vergangenen Jahre um das Museum haben die MiQua-Freunde sehr deutlich Position bezogen und sich vehement für die Errichtung des Museums stark gemacht – nicht zuletzt für dessen Standort vor dem Kölner Rathaus.
https://miqua-freunde.koeln
Das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2020 zum Ziel gesetzt, im Zusammenwirken mit öffentlichen und privaten Einrichtungen, Institutionen und Initiativen neue Orte der Begegnung zu schaffen, wo Menschen in einen Austausch zu gesellschaftlich relevanten Themen treten können. Dazu zählen insbesondere kulturelle Themen, die gesellschaftliche Akzeptanz und Toleranz, Teilhabe und Wertschätzung betreffen. Gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Köln und dem LVR organsiert das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. Shalom-Musik.Koeln, ein Musik-Festival, das jüdische und nichtjüdische Menschen zusammenbringt.
https://www.forumkulturdialog.koeln
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Public Cologne GmbH
Bild/Motiv: v.l.n.r.: Horst Grosspeter, 2. Vorstandsvorsitzender MiQua-Freunde. Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V. // Dr. Thomas Otten, Direktor MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln // Claudia Hessel, Vorstandsvorsitzende Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V./Shalom-Musik.Koeln // Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland // Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorstandsvorsitzender Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.
Credit: Stefan Ahrens (LVR-ZMB)